Rassismus, Armut, prekäre Arbeitsverhältnisse, Streik, ein Leben auf der Straße: die Themen des französischen Comiczeichners Baru sind geprägt von einem schonungslosen Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse. »Schönes neues Jahr« wagt einen dystopisch gefärbten Blick in die Jahre 2016 und 2047 (ergänzt um eine kurze Story, die inmitten des Nordirland-Konflikt angesiedelt ist), in eine Welt, in der Nicolas Sarkozys Ankündigung, das »gewalttätige Gesindel« in den Banlieues »mit dem Hochdruckreiniger wegzuspritzen«, sich in eine Politik der rassistischen Gettoisierung zugespitzt hat.
Die beiden vor den Riots in den Pariser Banlieues 2005 entstandenen Comics Barus zeichnen eine Zukunft, in der die Vorstädte von durch Soldaten bewachte Mauern umgeben sind und den Bewohnern die Möglichkeit nehmen, sich außerhalb dieser dem Verfall preisgegeben Orte zu bewegen. Innerhalb der Mauern haben sich die jugendlichen Protagonisten mit der gewalttätigen Lebenswirklichkeit arrangiert und sind auf der Suche nach dem kleinen Glück, woran sie jedoch permanent scheitern, auch weil die Solidarität unter den Ausgegrenzten brüchig ist und sich jederzeit in Gewalt entladen kann.
Etwa gegen Homosexuelle, die ebenfalls in die Banlieues deportiert, den Repressionen der Bewohner ausgeliefert sind. Angesichts von rassistisch gefärbten Wahlkämpfen wie jenem Nicolas Sarkozys im Jahre 2008 erscheinen die Arbeiten Barus von 1995 aktueller denn je.
Baru: Schönes neues Jahr, Edition 52, 2012, 144 Seiten, 15,00 Euro
Dieser Text ist ursprünglich in der Ausstellungsreihe „Gerahmte Diskurse“ der Linken Buchtage Berlin erschienen.
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